«Studieren, was Freude bereitet!»

Die Versicherungslandschaft der Schweiz steht vor grossen Herausforderungen. Dr. Philipp Gmür, CEO der Helvetia Gruppe, spricht im Interview über Altersvorsorge, die Initiative «AHVplus» und gibt Tipps an Studentinnen und Studenten.

Dr. Philipp Gmür CEO Helvetia Gruppe

Dr. Philipp Gmür
CEO Helvetia Gruppe

Herr Gmür, Sie sind jetzt 53 Jahre alt. Haben Sie sich schon Gedanken zu Ihrer Pensionierung gemacht?

Philipp Gmür: Ja, ich habe ins Auge gefasst, mit 65 Jahren etwas kürzer zu treten, um anderen Vorlieben nachzugehen. Aber im Moment ist die Pensionierung noch weit weg.

In Ihrer Präsentation zum Thema Vorsorgerisiken zeigten Sie Herausforderungen für die AHV auf. Ist die AHV denn ein Auslaufmodell?

Gmür: Nein, solange es ein Gleichgewicht zwischen Erwerbstätigen und Rentnern gibt, ist das Modell sinnvoll, man darf es einfach nicht überlasten. Nicht alle Erwerbstätigen erwirtschaften so hohe Einkommen, dass sie ihren Ruhestand selber finanzieren können. Insofern braucht es einfach eine gewisse soziale Umverteilung. Die Initiative «AHVplus» schlägt vor, die AHV-Renten um 10 Prozent zu erhöhen. Was meinen Sie zu dieser Initiative?

Gmür: Ich bin absolut dagegen. Die Initiative schlägt eine Erhöhung der Renten nach dem Giesskannenprinzip vor, berücksichtigt also nicht, ob eine Rentnerin oder ein Rentner eine höhere AHV überhaupt braucht. Diejenigen, die eine solche nötig hätten, erhalten künftig einfach weniger Ergänzungsleistungen.

Die Initiative kostet viel, bringt aber nichts. Sie sind bereits seit 23 Jahren bei Helvetia tätig. Was bindet Sie an dieses Unternehmen?

Gmür: Ich durfte innerhalb der Helvetia immer wieder neue, spannende Herausforderungen annehmen. Gemeinsam als Team akquirierten und integrierten wir während der vergangenen Jahre zahlreiche neue Firmen und lancierten vielversprechende Geschäftsideen. Ich verstehe mich sehr gut mit unseren Führungskräften und auch mit vielen weiteren Mitarbeitenden bei Helvetia. Dieser Zusammenhalt motiviert und ermöglicht, erfolgreich für das Unternehmen tätig zu sein.

Sie sind jetzt CEO der Helvetia Gruppe. Vorher waren Sie Chef von Helvetia Schweiz. Inwiefern hat sich Ihr Aufgabenbereich verändert?

Gmür: Als CEO der Helvetia Gruppe bin ich auch für alle Auslandeinheiten zuständig und habe einen noch engeren Bezug zu Investoren und Finanzanalysten. Grundsätzlich erweiterte sich einfach das Aufgabenspektrum. Die Fragestellungen blieben aber die gleichen: Was für eine Vision habe ich? Welche Strategie? Welche Mittel und welche Menschen brauche ich dafür?

Sie studierten an der Universität Fribourg, an der Duke Law School und in Harvard. Sie haben also recht viel Zeit auf dem Campus verbracht. Haben Sie Tips für angehende Studentinnen und Studenten?

Gmür: Grundsätzlich glaube ich, das man immer machen sollte, was einen begeistert. Dies gilt auch fürs Studium. Es ist eine Vorbereitung auf das zukünftige Leben. Meiner Meinung nach sollte man sich nicht zu früh spezialisieren, weil man ja auch nicht weiss, wohin einen das Leben führt. Die Studentengeneration dieser Tage wird wahrscheinlich noch viel öfter als früher den Arbeitsplatz wechseln und völlig unterschiedliche Beschäftigungen annehmen. Deshalb kommt es eigentlich gar nicht so darauf an, was man studiert hat, sondern vielmehr, dass man eine solide Ausbildung hat. Analytisches Denken, Problemerfassung und Problemlösung sollten während eines Studiums erlernt werden.

(Interview: Tim Haltiner)

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