Externe Lernhilfen – ein Geschäft mit der Angst

Dubiose Anbieter nutzen Ängste aus, um Geld zu verdienen.

Dubiose Anbieter nutzen Ängste aus, um Geld zu verdienen.

St.GALLEN. «Wisst ihr, wie hoch die Durchfallquote an der HSG ist?» Mit diesen Worten riss mich ein junger Mann aus meinen Träumereien. Es war mein erster Unitag und ich hatte keinen blassen Schimmer. «Etwa die Hälfte», erklärte er mir und offerierte eine Lösung. Ein Assessment Coaching für 600 Franken pro Semester verbessere meine Chancen erheblich; bei Nichtbestehen bekäme ich mein Geld zurück. Reicht es nun nicht einmal mehr, Kurse zu besuchen, hunderseitige Skripte zu verinnerlichen und Übungen zu bewältigen? Muss ich jetzt auch noch Unsummen aufbringen, nur um dieses berüchtigte Assessment zu bestehen? Am Mittwoch fanden auch die Startwochentutoren eine Rundmail desselben Anbieters in ihrem Postfach. Dort bat man, die Vorzüge des Coachings in den jeweiligen Gruppen vorstellen zu dürfen. Als Belohnung winkt ein Preis im Wert von 300 Franken. Man möchte ja Anreize setzen. Die Mail versprach ausserdem, eine «Bestehensgarantie», die dann aber leider in einer weiteren Mail fix zurückgezogen wurde. Schade! Der ganze Sachverhalt ist aus mehrerlei Hinsicht zutiefst problematisch. Zum einen ist es bedenklich, wenn Tutoren ihre Glaubwürdigkeit einsetzen, um sich auf Kosten ihrer Schützlinge zu bereichern. Weiter mutet es bedenklich an, wenn ein Unternehmen ohne vorzuweisende Erfolge mit solch verlockenden Versprechungen um sich wirft, das Produkt aber in keinster Weise neue Inhalte zu liefern scheint. Zu guter Letzt ist auch der Standpunkt der Universität in solchen Angelegenheiten eindeutig, wie uns Marius Hasenböhler, Leiter Kommunikation mitteilt: «Kommerziellen Anbietern von Prüfungsvorbereitungskursen ist es untersagt, auf dem Campus Werbung zu machen.» Die Umsetzung dieser Regel scheint jedoch nicht immer ganz konsequent angewandt zu werden. (Dominik Mayer & Eliane Troxler)

 

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