Das Benehmen eines Studenten wird im Hörsaal stets von seinem Umfeld wahrgenommen. Dabei vergisst der eine oder andere schon mal seine Manieren und stösst dabei auf unzufriedene Kommilitonen.
ST.GALLEN. Als Neuling an der Uni kann es zu Beginn schon frappierend sein, wie viel Selbständigkeit von einem gefordert wird. Auch bei einer Vorlesung liegt es an einem selbst, wie man sich präsentiert und somit einen bestimmten Eindruck hinterlässt. Die Zeiten des Mahnens der Gymnasiallehrerin, sobald man etwas zu naschen im Unterricht herausholt oder sich anderweitig unhöflich benimmt, sind nun endgültig vorbei.
Das Umfeld leidet
Wenn man wie Professor Dirk Schäfer bereits seit mehreren Jahren an der Universität St.Gallen doziert und als Student auf diesem Campus promovierte, dann hat man schon manche Absurdität in einem Hörsaal zu Gesicht bekommen. «Nie werde ich vergessen, wie ein Student ein Gedicht vorgetragen hat und sich dabei zugleich auszog.» Während Vorkommnisse wie dieses eine unvergessliche Rarität bleiben, stören vermehrt banale Dinge. Zuspätkommen, tuscheln, das schrille Klingeln eines Mobiltelefons oder gar genussvolles Schmatzen beim Verschlingen eines Döners oder der Freundin. Ein Grauen für die engagierten Studenten, die sich nun nicht mehr auf die Vorlesung konzentrieren können. «Die Teilnahme an den Lehrveranstaltungen ist auch deine persönliche, freiwillige Entscheidung», meint der Dozent. Es liegt nun an einem selbst, ob man dafür bereit ist, in dieser Zeit sämtliche Ablenkungen beiseite zu legen und sich voll in die Sache zu stürzen. «Sich angemessen zu verhalten und somit auf sein Umfeld zu achten, gehört schier zum gesunden Menschenverstand», betont Schäfer.
Studieren statt frisieren
Bereits das äussere Erscheinungsbild jedes Studenten gibt viel über seine Einstellung zur Universität preis. Eine gesunde Körperpflege sollte für jeden selbstverständlich sein. Doch Achtung! Wenn mal die Zeit zum Schminken, Haarebürsten oder Nägelschneiden zu Hause nicht mehr ausreicht, dann sollten Aktivitäten dieser Art nicht im Hörsaal ausgeübt werden. Weitere Tabus sind ebenfalls ungeniessbare Gerüche wie der Schweiss nach dem Sport oder verbliebene Alkoholausdünstungen von der letzten Party. Während der Dozent davon keine Notiz nimmt, bleibt den Studenten nichts anderes übrig, als dem Ekel ausgesetzt zu sein. Bestimmt freut sich auch niemand darüber, wenn man im kränkelnden Zustand einer Vorlesung beiwohnt. Nicht nur das Husten, Rotzen und hoffnungslose Röcheln stört. Auch die Gefahr des Ansteckens, besonders in der Prüfungszeit, sollte wenn möglich vermieden werden. Dann lieber erstmal zu Hause bleiben und mit «Netflix & Chill» auskurieren.
Eine Sache der Einstellung
Korrektes Benehmen im Hörsaal zeugt von Reife, sich als Teil der akademischen Gemeinschaft zu qualifizieren. Dazu gehört Respekt gegenüber dem Dozenten und noch viel bedeutender: deinem studentischen Umfeld. Es verlangt die Fähigkeit, zuzuhören und sich mit einbringen zu können. Der gute Rat von Prof. Dr. Schäfer an die Neueintretenden: «Wer sich in der Vorlesung aktiv mit den Inhalten auseinandersetzt und sich an Diskussionen beteiligt, der kann sich die Wissensbausteine am besten merken und der wird auch bei der Prüfung daraus Vorteile ziehen können.» Mit diesen klugen Worten im Hinterkopf wird die Beherrschung der Hörsaal-Etikette zum Kinderspiel. (Isabel Hoffet)