«Festen oder Fasten!»

Vito Roberto ist Professor für Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht. Im Interview reden wir über Roboter im Jurastudium,
Online-Unterricht an der HSG und seine neuen Skripts.

Prof. Vito Roberto Professor an der Universität St.Gallen.

Prof. Vito Roberto
Professor an der Universität St.Gallen.

Herr Roberto, in der Startveranstaltung sagte man uns, dass in der Zukunft ein grosser Teil unserer Arbeitsplätze durch Roboter bedroht wird. Denken Sie, dass diese irgendwann auch Ihren Rechtsunterricht übernehmen?

Vito Roberto: Den Unterricht werden sie vermutlich nicht übernehmen, aber dafür einen unterstützenden Beitrag leisten. Denn jahrtausendealte Rechtsprinzipien müssen nicht in jeder Vorlesung wiederholt werden; sie können auch digital festgehalten werden. Dass es auch möglich sein wird, mit Robotern in Diskussion zu treten und Übungsfälle zu lösen, bezweifle ich aber.

Sie bieten einen Teil Ihrer Vorlesungen auch als Video an. Was sind die Vorteile von Onlineunterricht?

Roberto: Man kann sich die Zeit selber einteilen, man kann den Stoff von überall aus bearbeiten und sich alles noch einmal an- schauen. Den Stoff muss man jedoch auch tatsächlich in Angriff nehmen. Hier ist viel Eigeninitiative gefragt!

Muss man dann noch Ihre Vorlesungen besuchen?

Roberto: Nein, muss man nicht, aber nur, wenn die Skripte und weitere Unterlagen selbständig aufbereitet werden und der Stoff gelernt wird. Eine weniger erfolgsversprechende Strategie ist es jedoch, sowohl die Vorlesungen als auch die Skripte und weiteren Unterlagen zu ignorieren.

Sie haben Ihre eigenen Lernunter- lagen herausgebracht, die explizit das Angebot von Uniseminar ersetzen sollen. Was hat Sie daran gestört?

Roberto: Bei einem Teil der Lernkarten stimmt der Inhalt nicht ganz, beim anderen wird stures, unnötiges Auswendiglernen gefördert und beim dritten haben sie lediglich meine Inhalte kopiert, was eine Urheberrechtsverletzung darstellt. Ich finde es nicht korrekt, für einen solch geringen Mehrwert derartig viel Geld von den Studenten zu fordern. Daher sind in diesem Lernpaket nun auch Karten und alte Prüfungen enthalten.

Gibt es auch positive Aspekte an Uniseminar?

Roberto: Früher wurden alte Prüfungen gebunkert und weggeschlossen, was ich nicht richtig finde. Manche erhielten dadurch einen Insiderbonus. Der Gründer von Uniseminar wollte die Prüfungen den Studenten zugänglich machen. Zudem zwingt es selbstzufriedene Dozenten, mich inbegriffen, über Verbesserungspotenzial nachzudenken! So ein Potenzial habe ich nun mit meinen Lernunterlagen genutzt.

Welche Rechtsthematik gefällt Ihnen persönlich am besten?

Roberto: Ich finde komplexe Rechtsfälle, welchen man argumentativ und in mehreren Schritten auf den Grund gehen muss, interessant. Ob man auf der Strasse 60 oder 80 fahren darf, ist nicht wirklich intellektuell herausfordernd. Ob hingegen Blatter und Platini mündlich eine Vereinbarung machen dürfen, obwohl schriftlich etwas anderes festgehalten wurde; das ist dann doch weitaus spannender.

Welchen Rat können Sie den Assessmentstudenten mit auf den Weg geben?

Roberto: Festen oder Fasten! Wer diese Woche und im Sommer den Abend zu Hause verbracht hat, hat meiner Meinung nach etwas falsch gemacht. Im Sommer sollte man Party machen! Ab nächster Woche hingegen das Gegenteil. Es lohnt sich, die nächsten Monate intensiver zu arbeiten, um sich das geforderte Wissen anzueignen; vor allem im ersten Semester, wo die Durchfallquote höher ist. Viele unterschätzen den Stoffumfang und die dafür vorgegebene Zeit. Der Januar ist schlicht zu kurz, um dann alles zu lernen. Das Aufschieben hat vielleicht in der Schule gut geklappt, hier funktioniert das nicht mehr. Dieser Regel war ich übrigens auch in Meinem eigenen Studium treu: Die Balance zwischen Festen und Fasten habe ich auch selbst eingehalten.

(Interview Marios Vettas)

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